Germanwings-Drama: Der tragische Held von Flug 4U9525

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Germanwings-DramaDer tragische Held von Flug 4U9525

Patrick S. versuchte mit allen Mitteln den Absturz der Germanwings-Maschine zu verhindern. Doch der Flugkapitän hatte keine Chance.

Flug 4U9525 verlief vergangenen Dienstag ganz normal — bis kurz vor 10.29 Uhr. In dem Moment übergab Flugkapitän Patrick S. dem Co-Piloten Andreas Lubitz (27) die Kontrolle über die Maschine und verließ das Cockpit. Dann verriegelte der Co-Pilot die Tür — und startete absichtlich den Sinkflug.

Die Aufnahmen des Stimmenrekorders zeigen, wie verzweifelt Kapitän S. bis am Schluss versuchte, die Katastrophe mit 150 Todesopfern zu verhindern. In den Medien wird er jetzt als Held gefeiert. Auf Facebook entstehen stündlich neue Seiten, auf denen der Pilot für seinen Mut geehrt wird.

Seine Familie war das Allerwichtigste

Im Gegensatz zu Lubitz war der 34-jährige S. ein erfahrener Pilot mit über 6000 Flugstunden. Seit März 2005 arbeitete er für Lufthansa. Er absolvierte zunächst seine Ausbildung in der Flugschule in Bremen und in Phoenix (USA), bevor er für die Lufthansa-Tochter Condor flog, wie der Sender NBC schreibt.

Seit rund einem Jahr war er Kapitän bei Germanwings. Laut «Bunte» war Patrick S. verheiratet und Vater eines dreijährigen Jungen und eines sechs Jahre alten Mädchens. «Er war ein aufgeschlossener, engagierter und hilfsbereiter Mann», erzählt die Leiterin der Kita seiner Kinder. S. habe sich im Elternrat eingebracht und auch bei Festen mit angepackt. Den Job in einer Billig-Airline habe er nur wegen der kurzen Flugstrecken angenommen, denn S. habe mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wollen, berichtet das Portal IBT.

Auch unter seinen Arbeitskollegen war er sehr respektiert. «Patrick war einer unserer besten Piloten», erzählt ein früherer Kollege gegenüber «Europe 1». «Er war sehr verlässlich. Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass er alles tat, was möglich war.»

«Mach die Tür auf!»

Nach und nach werden immer mehr Details von den Aufnahmen des Stimmenrekorders der abgestürzten Maschine bekannt. Demnach bittet S. um 10.27 Uhr seinen Co-Piloten, das Protokoll für die Landung vorzubereiten. Lubitz antwortet: «Hoffentlich. Mal sehen.» S. will auf die Toilette gehen. Lubitz sagt: «Du kannst jetzt gehen.» Erst zwei Minuten später schiebt Patrick S. seinen Sitz nach hinten und meint: «You have control» - «du kannst übernehmen.» Die Tür geht zu, Lubitz bleibt allein im Cockpit.

Die Ermittler hören das Drehgeräusch des Knopfes, mit dem der Sinkflug eingeleitet wird. In nur vier Minuten sinkt die Maschine von rund 12'000 auf 7600 Metern ab. Als S. zurück ins Cockpit will, verweigert ihm Lubitz den Eintritt. S. klopft mehrmals an die Tür: «Um Gottes willen, mach die Tür auf!» Dann ist zu hören, wie der Kapitän versucht, die Tür einzutreten. Gleichzeitig ertönt das Alarm-Signal «Sink Rate», denn die Maschine verliert zu schnell an Höhe.

Mit der Axt gegen die verschlossene Cockpit-Türe

Unmittelbar darauf gibt es «einen lauten Knall». Die Ermittler gehen davon aus, dass S. jetzt mit einer Axt auf die Tür einschlägt. Es hilft nichts: Die Cockpit-Türen sind nach den Anschlägen vom 11. September 2001 so gesichert, dass nicht einmal ein Kleinkaliber-Geschoss sie durchdringt.

S. hört, wie im Cockpit die nächste automatische Warnmeldung erklingt. «Terrain - pull up - pull up» (zu Deutsch «Boden - hochziehen - hochziehen»). S. ist verzweifelt. «Mach die verdammte Tür auf!», schreit er.

Im Hintergrund sind die lauten Schreie der Passagiere zu hören. Dann touchiert der Flieger mit der rechten Tragfläche den Berg. Erneut ein lautes Schreien - gefolgt von absoluter Stille.(L'essentiel/kle)

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